Uns erreichte ein Leserbrief von Andreas Sutter zum Marktplatz, der von der Zeitung „Die Glocke“ nicht veröffentlicht wurde. Wie viele andere auch, wie wir inzwischen wissen. Diesen und alle anderen Leserbriefe würden wir gerne die nötige Aufmerksamkeit zukommen lassen und werden sie nun über die Website der Öffentlichkeit zugänglich machen. Gerne nehmen wir weitere Leserbriefe entgegen.

Andreas Sutter, Songwriter mit ehemaligem Wohnort Beckum:

Im Jahr 2001 zog ich nach Beckum und als ehemaliger Großstädter (Geburtsstadt Essen) sehe ich u. a. auch in dem Beckumer Marktplatz ein Argument dafür, dass mein Verbleiben in der Püttstadt 15 Jahre währen sollte. Auch, wenn ich nun wieder in meiner „Urheimat“ wohne, bin ich meiner 2. Heimat Beckum noch immer verbunden und regelmässig dort. Und wo treffe ich dann meine Beckumer Freunde? Natürlich in Beckums guter Stube!

Dass man sich als ehemaliger Großstädter in Beckum umgewöhnen muss, liegt auf der Hand: Kultur, Einzelhandel, Branchenstruktur, Gastronomie und Veranstaltungswesen – alles spielt sich in kleineren Dimensionen ab und wirkt auf den Großstädter erst mal etwas langweilig – und dann muss man sich auch noch ständig gut benehmen, denn ansonsten weiß am nächsten Vormittag die halbe Stadt, was man am Vortag falsch gemacht hat …

Das alles hat aber auch seinen Charme. Attraktive, historische Architektur, geringerer und weniger aggressiver Verkehr, Fahrradfreundlichkeit und die aufrichtige Herzlichkeit der Zementköppe, wenn man mit ihnen erst mal den berühmten Sack Salz gefressen hat. Ja und dann der Marktplatz: Für mich als ehemaligen Linnensträßler Gott sei Dank fußläufig zu erreichen gewesen, war er durch die Markttage und die zahlreichen Veranstaltungen stets ein Highlight!

Um so sehr macht es mich betroffen, dass die Stadt hier eine Verschlimmbesserung plant. Beschäftigt sich man mit den dafür sprechenden und entgegenhaltenden Argumenten, schlägt man als Bürger die Hände über dem Kopf zusammen. Das Wurzelbrücken oder gar die Fällung der Platanen erforderlich sind, dass eine Erhöhung der Bodentragfähigkeit und damit verbunden die Erneuerung der Versorgungsleitungen indiziert sind, das widerlegen ja schon die stadtseitig in Auftrag gegebenen Gutachten – also warum dann? Gegen die Verschönerung und Barrierefreimachung des Brunnens spricht ja nichts, aber die Fällung der Platanen verbietet allein schon die Ökologie (zumal in einer Neubepflanzung kein Mehrwert zu erkennen ist)!

Aber lassen wir mal alle technischen Fürs und Widers weg: Der Marktplatz ist die gute Stube, das (alte!) Wohnzimmer der Beckumer Bürger, dass ihnen so gefällt, wie es ist – sollen die sich in ihren „eigenen vier Wänden“ befremdet fühlen müssen? Als Beckumer (ja, ich fühle mich noch immer so!) empfinde ich das als emotionale, menschliche Zumutung!

In der Hoffnung, auch in Zukunft meine Freunde auf unserem alten Marktplatz in gewohnter Umgebung und Atmosphäre treffen zu können, grüßt besorgt

Andreas A. Sutter